Bühnenbildmodelle



Der Bestand an Bühnenbild- und Architekturmodellen aus dem 18. bis 21. Jahrhundert zählt fast 1.000 Stück und vertritt über 160 Künstlerinnen und Künstler.

Den Grundstock der Sammlung bilden 400 Modelle zu Aufführungen im Hofburgtheater von 1888 bis 1910 – eine Zeit, in der neue ästhetische Programme und technische Errungenschaften wie das elektrische Licht auf der Bühne eine Neukonzeption des Bühnenraums erforderten.

Zu den weiteren Höhepunkten gehören die Originalmodelle aus dem 18. Jahrhundert von Lorenzo Sacchetti, ein Konvolut von Modellen der russischen Revolutionskunst, das im Jahre 1924 im Zusammenhang mit der Internationalen Ausstellung neuer Theatertechnik in Wien erworben werden konnte, sowie die Arbeiten des österreichischen Bühnenreformators Alfred Roller, der die Bühne im Sinne von Adolphe Appia (1862–1928) und Edward Gordon Craig (1872–1966) „entrümpelte“. Nicht zuletzt dokumentiert die Sammlung die Theaterarbeiten von Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Remigius Geyling, Oskar Strnad, Clemens Holzmeister, Friedrich Kiesler, Lois Egg und Wieland Wagner.

Ein Bühnenbildmodell ist die maßstabgetreue Umsetzung eines Bühnenbildentwurfs bzw. dessen Skizze in die Dreidimensionalität. Es unterstützt die räumliche Vorstellung des zu gestaltenden Bühnenraumes und trägt maßgeblich zur Verständigung zwischen Schauspieler, Bühnenbildner und Regisseur bei. Modelle dienen auch als wichtige Arbeitsvorlage für die Theaterwerkstätten.

Im konstruierten Modell können viele Faktoren des eigentlichen Theaterereignisses wie Licht- und Szenenwechsel, Schatten, Bewegung simuliert sowie – mittels Figurinen – Aspekte der Interaktion zwischen Schauspielern und Publikum imaginiert werden. Modelle gelten als Arbeitsmittel und tragen dazu bei, den Bühnenraum zu konstruieren oder seinen status quo zu verändern: Dramatische Inhalte werden ins Räumliche gesetzt und die Inszenierung gewinnt an Atmosphäre. Dadurch wird Bedeutung nicht nur erlangt, sondern „erzeugt“.

Da die Modelle nicht auf Beständigkeit hin gefertigt wurden, ist es bemerkenswert, dass der Bestand des Österreichischen Theatermuseums dennoch fast tausend Stück zählt, die meisten davon in einem ausgezeichneten Zustand. Die Bühnenbild- und Architekturmodelle der Sammlung zeigen die Entwicklung des Bühnenraumes und des Theaterbaues vom 18. bis ins 20. Jahrhundert.

Durch verstärkten Kontakt mit Bühnenbildnern, Theatern und anderen Institutionen konnte die Sammlung im Laufe von mehr als sechzig Jahren immer wieder erweitert werden. Sie gibt somit einen Einblick in die Theaterarbeiten österreichischer und internationaler Künstler. Zu nennen sind u. a. Lorenzo Sacchetti (1759 – 1834), Johann Kautsky (1827 – 1896), Hermann Burghart (1834 – 1901), Josef Fux (1842 – 1904), Gilbert Lehner (1844 – 1923), Anton Brioschi (1855 – 1920), Heinrich Lefler (1863 – 1919), Alfred Roller (1864 – 1935), Hans Kautsky (1864 – 1937), Max Reinhardt (1873 – 1943), Remigius Geyling (1878 – 1974), Oskar Strnad (1879 – 1935), Alexandra Exter (1882 – 1949), Aleksander Vesnin (1883 – 1959), Nikolaj Pelenkin, Walter Gropius, (1883 – 1969), Vladimir Tatlin (1885 – 1953), Alexander Fomin, Clemens Holzmeister (1886 – 1983), Friedrich Kiesler (1890 – 1965), Robert Kautsky (1895 – 1962), Fritz Judtmann (1899 – 1968), Walter Hoesslin (1910 – 1996), Lois Egg (1913 – 1999), Oronzo Abbatecola (1913 – ), Gottfried Neumann-Spallart (1915 – 1983), Robert O'Hearn (1921 – ), Günther Schneider-Siemssen (1926 – ), Robin Wagner (1933 – ), Pantelis Dessyllas (1936 –), John Napier (1944 – ), Xenia Hausner (1951 – ), Elisabeth Urbancic, Erika Scheplmann, Heidrun Schmelzer, Silvia Merlo, Susanne Thaler.

Durch Rekonstruktionen sind in der Sammlung auch Lodovico Burnacini (1636 – 1707) und die Gebrüder Galli Bibiena vertreten.

Öffnungszeiten

Montag - Donnerstag
10 - 16 Uhr
Freitag
10 - 13.30 Uhr

Terminvergabe ausschließlich nach mündlicher oder schriftlicher Voranmeldung.

Kontakt

Dr. Rudi Risatti
Kurator
rudi.risatti@theatermuseum.at

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