Die Operette war ursprünglich nicht verstaubt und altmodisch, sondern oft sozialkritisch, humorvoll und immer frivol. Dieses Genre wurde bis heute nur sehr selten als eigenes kultur-, sozial- und theaterhistorisches Phänomen behandelt – die „leichte Muse“ war keiner genauen Betrachtung wert, wurde sie doch in erster Linie nach der Musik beurteilt und weniger nach den sozialen Hintergründen und Zusammenhängen. Unterhaltungstheater passte lange Zeit in keine wissenschaftliche Disziplin, erst in den vergangenen Jahren begann langsam eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Phänomen.
Heute strömen die Besucher ins Kino, früher stürmten sie Operettentheater und warteten auf Novitäten und Skandale ihrer Stars. Showbusiness war angesagt, Glamour und Glitter bestimmten die Inszenierungen, die niemals verstaubt und altmodisch, sondern in der prägenden Zeit der 1920er sozialkritisch, humorvoll und frivol waren. Ihre Akteure wurden zu Superstars und gesuchten Werbeträgern für Produkte von Zigaretten bis Luxusautos. Wiener Operette machte auch am Broadway Furore und war ein einzigartiger Exportartikel österreichischer Kultur.
Wien war bis zum Jahr 1938 in besonderem Maße von Operette und Unterhaltungskultur geprägt. Auch heute zehrt man noch von dieser großen Vergangenheit. Doch wer waren die Menschen, die hinter dieser Entwicklung standen? Die Komponisten, die Librettisten, die Künstler, die Veranstalter? Niemand konnte eine Operette alleine auf die Bühne bringen; es handelte sich immer um eine Gemeinschaftsproduktion: Mehrere Autoren und Komponisten arbeiteten Hand in Hand, Persönlichkeiten wie Richard Tauber interpretierten die Werke in einzigartiger Art und Weise.
Die Ausstellung wurde von Marie-Theres Arnbom und Kevin Clarke kuratiert und von Sam Madwar gestaltet. Sie widmet sich den vielen Seiten der Operette: Starkult und Kommerz werden ebenso thematisiert wie Sozialkritik, Politik und rassische Verfolgung.