Im Theatermuseum gibt es eine Ausstellung über Modelle für das Theater…
Sie haben mehr als 1000 Stück davon!
Fangen wir mit einem Spiel an…
Im Theatermuseum gibt es eine Ausstellung über Modelle für das Theater…
Sie haben mehr als 1000 Stück davon!
Fangen wir mit einem Spiel an…
Frage 1/6: Was stellt dieses Bühnenbildmodell dar?
Frage 2/6: Wo befinden wir uns?
Frage 3/6: Für welches Stück wurde dieses Modell entworfen?
Frage 4/6: In welchem land spielt dieses Stück?
Frage 5/6: Bei dieser Inszenierung stehen Sängerinnen und Sänger auf einer Tribüne. Wo sitzen hier die Zuschauer?
Frage 6/6
Wann wurde dieses Modell gebaut?
Was sind Modelle?
Modelle ahmen in verkleinerter Form das Aussehen von Innenräumen und Gebäuden nach. Sie können auch die Technik von mechanischen Geräten simulieren. Im Theater werden Modelle häufig verwendet. Weil es unterschiedliche Bedürfnisse gibt, existieren mehrere Modelltypen.
Schauen wir uns die verschiedenen Modelltypen für das Theater an…
Dieses Modell entstand 1786 und präsentiert das Bühnenbild für eine Produktion in einem Theater in Venedig. Hier dominiert noch die barocke Kulissenbühne: Mit flachen, bemalten Elementen wird der Eindruck einer prächtigen Halle vermittelt.
Bühnenmodell
Palasthalle mit Prunktreppe
1786
Venedig, Theater
San Giovanni Grisostomo
Entwurf: Lorenzo Sacchetti (1759–1834)
Fundusmodell einer gotischen Halle
König Lear
(William Shakespeare)
Nathan der Weise
(Gottfried Ephraim Lessing)
Die Nibelungen
(Friedrich Hebbel)
Ab 1786
Wien, Hofburgtheater
Entwurf: Gilbert Lehner (1844–1923)
Im 19. Jahrhundert besaß jedes Theater einen sogenannten "Fundus" an Dekorationen: z. B. Wald- und Berglandschaften, mittelalterliche Burgen, Innenräume jeglicher Stilrichtungen. Der Fundus ermöglichte einen kostengünstigen und effizienten Theaterbetrieb.
Aus dem Kult um den Gott Dionysos entstand das griechische Theater der Antike und das Drama. Das Publikum saß um die Orchestra, auf der der Chor auftrat. Dahinter befand sich die Bühne, Proskenion genannt. Abgegrenzt wurde der Spielraum durch die Skene, das Bühnengebäude und die Paraskenien an den beiden Seiten, die von sechs dorischen Säulen getragen wurden.
Architekturmodell
Dionysostheater
4. Jh. v. Chr. / 1936
Herstellung: Franz von Reiner
Technisches Modell
Die Afrikanerin
(Musik: Giacomo Mayerbeer)
1866
Wien, Hofoper
Entwurf: Carlo Brioschi (1826–1895), Theodor Jachimowicz (1800–1889)
Im 2. Akt der Oper Die Afrikanerin von Giacomo Meyerbeer gerät die Flotte von Vasco da Gama in einen heftigen Gewittersturm. Das Schiff soll sich schwankend in Bewegung setzen – eine große Herausforderung für Techniker und Tischler. Wie konnte das bewerkstelligt werden? Das werden wir im kommenden Kapitel dieser Seite entdecken.
Rekonstruktionsmodell:
Wiener Karfreitagsspiel
1936
Wien
Traude Baumgartner, Franz von Reiner, Ferry Windberger (1915–2008)
Dieses Modell wurde 1936 anlässlich der Internationalen Ausstellung für Theaterkunst gebaut. Es rekonstruiert die Karfreitagsspiele, die man im Dom zu St. Stephan aufführte – eine Tradition, die bis ins 13. Jahrhundert zurückging.
Der Betrachter schaut von vorne in einen Rahmen, hinter dem in mehreren Ebenen – unter Verwendung größenperspektivischer Verschiebung – eine Szenerie dargestellt ist. Es handelt sich gewissermaßen um Vorläufer des frühen Kinos bzw. Fernsehens.
Diorama
Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer
(Jules Verne)
19. Jh.
Entwurf: Unbekannt
Begleiten Sie mich jetzt auf eine Zeitreise durch die Welt der Modelle.
Das Theater entstand im 5. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland. Tragödien und Komödien der Antike stehen bis heute am Spielplan vieler Bühnen und fordern Künstlerinnen und Künstler, aktuelle Interpretationen zu liefern. Die Texte von Aischylos, Sophokles und Euripides bilden deren Grundlage. Aber warum sind sie so beliebt? Vielleicht weil ihre Stoffe zeitlos sind. Ihr Ziel ist eine Reinigung (Katharsis) der Gefühlszustände, die zur Einsicht führen soll – so schreibt es zumindest Aristoteles in seiner Poetik.
Bühnenbildmodell
Die Orestie
(Aischylos)
1900
Wien, Hofburgtheater
Entwurf: Gilbert Lehner (1844–1923)
Fundusmodell
Vermutlich für Julius Caesar
(William Shakespeare)
Um 1800
Wien, Hofburgtheater
Entwurf: Gilbert Lehner (1844–1923)
Das Theater ist im Mittelalter stark von religiösen Themen beeinflusst. Schon ab dem 9. Jahrhundert entstehen Oster- und Passionsspiele, die von Geistlichen und fallweise von Laien auf den Marktplätzen der Dörfer und Städte aufgeführt werden. Andere Themen entstammen aber mittelalterlichen Sagenstoffen, wie zum Beispiel die Geschichte um den enttäuschten König Lear oder den Gralsritter Parsifal.
Bühnenbildmodell
König Lear
(William Shakespeare)
1958
Wien, Burgtheater
Entwurf: Robert Kautsky (1895–1962)
Bühnenbildmodell
Parsifal
(Richard Wagner)
1914
Wien, Hofoper
Entwurf: Alfred Roller (1855–1920)
In der Renaissance rücken Wissen und Forschung in den Mittelpunkt. Mit der Entdeckung neuer Länder und v. a. Amerikas im Jahre 1492 beginnt die Ära des Humanismus. Das Leben der Neuzeit ist stark vom Handel geprägt: Zuerst treten Seerepubliken wie Venedig und Genua, später Königreiche wie Spanien, England und Frankreich um die Herrschaft der Meere gegeneinander an.
Technisches Modell
Die Afrikanerin
(Musik: Giacomo Meyerbeer)
1866
Wien, Hofoper
Entwurf: Carlo Brioschi (1826–1895),
Theodor Jachimowicz (1800–1889)
Der Schiffskörper steht auf einer Konstruktion aus schräggestellten Kassettenschächten, die, parallel angeordnet, mit mächtigen Walzen und Drahtseilen von Arbeitern auf und ab bewegt werden. So entsteht die Illusion einer Schaukelbewegung.
Im Barock spielte das Theater eine herausragende Rolle. Nach den bahnbrechenden Vorbildern der Renaissance entstehen neue Theaterbauten, deren ausgefeilte Bühnenmaschinerie oft ein Wunder der Technik war. Autoren, Komponisten und Bühnenbildner aus allerlei Ländern wurden eingeladen, durch Kombination von Text, Musik und Bild zauberhafte Spektakel zu inszenieren. Diese dienten aber nicht dem Zeitvertreib allein, sondern auch der Huldigung der Mächtigen, die sich in einer programmatischen Spiegelung selbst betrachteten.
Ein Rekonstruktionsmodell zur Oper Il Pomo d’oro von 1668…
…das Bühnenbild wurde von Lodovico Ottavio Burnacini entworfen
Rekonstruktionsmodell
Il pomo d'oro
1955
Entwurf: Atelier Feri Schwarz
Für die Europäische Theaterausstellung 1955 in Wien wurde vom Atelier Feri Schwarz auf Basis der historischen Kupferstiche ein Rekonstruktionsmodell zur Oper Il pomo d’oro von 1668 gebaut.
Die dargestellte Szene spielt im Palasthof des Paris, der entscheiden sollte, welche der göttlichen Rivalinnen Juno, Pallas Athene und Venus die schönste sei.
Das Modell kann mittels einer mechanischen Vorrichtung den Auftritt von drei Figuren aus dem Schnürboden simulieren.
Industrialisierung, Revolution und Fortschritt auf der einen Seite, Betonung des Gefühls und Rückwendung zu Ritter-Tugenden des Mittelalters auf der anderen Seite sind die Triebfedern für Kunst und Dramatik im 19. Jahrhundert. Viele dieser Strömungen spiegeln sich in den Themen der Theaterstücke wider.
Bühnenbildmodell
Die Räuber
(Friedrich Schiller)
1850
Wien, Hofburgtheater
Entwurf: Unbekannt
Dieser Wandelprospekt war Teil eines großen mechanischen Theaters aus dem 19. Jahrhundert. Auf einer Länge von 1.259 cm ist eine Fahrt auf der Donau von Walhalla bis Esztergom in Ungarn zu sehen. Seine Bauweise erinnert an einen aufrecht stehenden Fördergurt. Mehrere Sujets sind nebeneinander auf eine zur Endlosschleife zusammengenähte Stoffbahn gemalt; mittels Drehung zweier senkrecht stehender Walzen kann nun die Szene verwandelt werden. Die Reste des originalen Theater-Wandelprospekts (lange Holzwalzen) konnte man noch bis 1923 in der Maschinerie des Josefstädter Theaters bewundern.
Modellteil (Wandelprospekt)
Der Zauberschleier
(Franz Xaver Told)
11.2.1842 (Uraufführung)
Wien, Theater in der Josefstadt
Entwurf: Theodor Jachimowicz (1800–1889)
An der Wende zum 20. Jahrhundert begann ein Suchen nach alternativen Formen und ein Experimentieren mit dem Bühnenraum. Der Schritt vom Illusionstheater zum Sinn- und Deutungstheater, von der Kulissenbühne zur Raumbühne war vollzogen. Die Spielbühne und die Dramatik der Gegenwart sind vielschichtig gestaltet: Neben der herkömmlichen Guckkastenbühne mit ihren gebauten, illusionistischen Dekorationen entstehen konstruktivistische Raumkonzeptionen und fantastische Spielräume, die zu abstrahierenden und assoziativen Bühnenräumen führen.
Bühnenbildmodell
Salome
(Oscar Wilde)
1917
Moskau, Kammertheater
Entwurf: Alexandra Exter (1882–1949)
Bühnenbildmodell
Cäsar und Cleopatra
(George Bernard Shaw)
1900
Wien, Hofburgtheater
Entwurf: Remigius Geyling (1878–1974)
Bühnenbildmodell
Malakut
(Nader Mashayekhi)
1997(Nader Mashayekhi)
Wien, Museumsquartier
Entwurf: Bernhard Hammer (geb. 1961)
Wir haben viel gesehen …
Aber es ist noch lange nicht zu Ende!
Die Reise geht in der Ausstellung weiter …