Ich glaube sagen zu können,
dass ich einen gewissen Wandel in der Kunst bewirkt habe.
Maria Callas (1923-1977) ist eine der großen Diven des 20. Jahrhunderts. Ihre Stimme und ihre Bühnenpräsenz sind legendär. Die in New York geborene Griechin debütierte 1939 im Olympia-Theater in Athen und feierte ihre größten Erfolge in den 50er Jahren an der Mailänder Scala. Sie trat bis Mitte der 60er Jahre an allen bedeutenden Opernhäusern der Welt auf. 1977 starb sie in Paris.
Den thematischen Schwerpunkt der Ausstellung bilden Inszenierung und Selbstinszenierung der Künstlerin Maria Callas am Beispiel der Opern La Traviata, Tosca, Medea und Norma sowie des Films Medea.
Norma gilt als die Schicksalsrolle der Callas, die sie fast 90 Mal verkörperte und über die sie selbst sagte: „Norma ist in vieler Hinsicht wie ich. Norma erscheint vielleicht stark, manchmal sogar grausam, aber in Wirklichkeit ist sie ein Lamm, das wie ein Löwe brüllt.“
Prachtvolle Kostüme, seltene Fotos aus der Privatsammlung Giancarlo Tanzi München und der Bibliotèque Nationale de France Paris aber auch Krone, Collier und Ohrringe der Tosca an der Metropolitan Opera in New York aus der Sammlung Svarowski dokumentieren ihre einzigartige Künstlerpersönlichkeit.
Weiters sind Filmausschnitte aus Pasolini´s Medea und Franco Zeffirellis Tosca-Inszenierung an der Royal Opera London Covent Garden (1964) zu sehen, sowie Tonbeispiele aus Norma (1954) und La Traviata (1955) zu hören. La Traviata ist eine von fünf Opern, die Luchino Visconti mit Maria Callas an der Mailänder Scala inszeniert hat. Er erklärte: „Ich inszenierte Traviata für sie allein, nicht für mich. Ich tat es, um Callas zu dienen, denn man muss einer Callas dienen.“
Callas-Porträts von Pier Paolo Pasolini, die 1969 während der Dreharbeiten zu Medea entstanden sind, vermitteln einen Eindruck von der intensiven künstlerischen Begegnung zwischen dem Filmregisseur und seiner Protagonistin.
Pier Paolo Pasolini: „Die persönlichen Eigenschaften der Callas ließen mich erkennen, dass ich Medea inszenieren konnte. Sie ist eine Frau, in gewisser Hinsicht die modernste aller Frauen, aber in ihr lebt eine Frau der Antike – geheimnisvoll und magisch -, deren Empfindungen einen unglaublichen inneren Konflikt bei ihr auslösen.“
Der Dirigent Tullio Serafin charakterisierte ihr stimmliches Ausdrucksvermögen: „Ich habe viele Stimmen der Callas kennen gelernt. Sie können mir glauben, ich habe nie darüber nachgedacht, ob ihre Stimme schön oder hässlich ist. Ich weiß nur, dass es stets die richtige war, und das ist mehr als schön.“
Maria Callas war ein Opernstar, der weit über seinen eigenen künstlerischen Bereich hinaus bekannt war und ist. Vor allem in den 50er und 60er Jahren stürzten sich die expandierenden Medien auf die Sängerin. Sie berichteten nicht nur über ihre künstlerische Arbeit, sondern auch über die Begleitumstände ihrer Auftritte – spektakuläre Absagen, Prozesse, Rivalitäten – und über ihr Privatleben. Vor allem die Trennung von ihrem langjährigen Ehemann Giovanni Battista Meneghini und ihre Liebesbeziehung zu dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis erregten großes Aufsehen. Davon erzählt in der Ausstellung eine Collage aus Zeitungsartikeln, in die der Filmausschnitt einer Wochenschau zum sogenannten „Rom-Skandal“ von 1958 integriert ist.
Das Interesse an der Diva assoluta dauert an. Nicht nur im Bereich der Oper, wo ihr Name als Superlativ gilt, wenn vielversprechende junge Gesangsstars wie Anna Netrebko als „die neue Callas“ proklamiert werden.
Autoren wurden durch Maria Callas zu Werken angeregt, wie Terrence McNally zu seinem erfolgreichen Theaterstück „Meisterklasse“ (1995) und Helmut Krausser zu seinem Roman „Der große Bagarozy“ (1997). Und der Modeschöpfer Valentino krönte im Januar 2005 in Paris seine Frühjahrs-Haute Couture-Show mit seinem Modell „Hommage an Maria Callas“, präsentiert von Naomi Campbell. Für diese Ausstellung stellte er eine Originalzeichnung der Robe zur Verfügung.
Die Ausstellung wurde von Gunna Wendt kuratiert und Gerhard Veigel gestaltet und wurde von 17. 2. bis 14. 5. bereits im Deutschen Theatermuseum in München gezeigt.