Ödön von Horváth, 1928. © Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek

Ich denke ja garnichts, ich sage es ja nur.

Ödön von Horváth und das Theater

15.3.2018 - 11.2.2019

Ödön von Horváth hat sich als „Chronist seiner Zeit“ gesehen und an einer steten „Demaskierung des Bewusstseins“ mittels Literatur gearbeitet. In seinen genialen Dialogen werden die engen Verflechtungen von Erotik, Ökonomie und Politik freigelegt – Verflechtungen, die bis in unsere Gegenwart fortwirken.  Mit seiner Durchdringung der kleinbürgerlichen Sprache, pointiert gefasst im Begriff des „Bildungsjargons“, seiner konzisen Sprachkritik und seinen „irren Sätzen“ (Peter Handke) wirkte er stilprägend für die deutschsprachige Literatur nach 1945. In der aufwendig inszenierten Ausstellung des Theatermuseums werden am Beispiel der Dramen Geschichten aus dem Wienerwald, Kasimir und Karoline und Italienische Nacht die politische Substanz und brisante Aktualität von Horváths Dramatik deutlich.

Die Ausstellung wurde von Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar kuratiert und von Peter Karlhuber gestaltet.

Zur Ausstellung erschien der Katalog Ich denke ja garnichts, ich sage es ja nur. Ödön von Horváth. Erotik, Ökonomie und Politik im Verlag Jung und Jung.

Wir danken dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus für die großzügige Unterstützung.

Die Welt hat sich gedreht

Im Rahmen des von Genia Enzelberger geleiteten Seminars Von Horváth bis Schwab haben wir Studierende der Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien eingeladen, eigene Beiträge zu Horváth und seiner Dramatik zu verfassen. 

Vier neue Texte wurden von einer Jury ausgewählt und wir freuen uns sehr, sie nun hier zu veröffentlichen.

Wir gratulieren den Autorinnen und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Highlights

 

Pressestimmen

 

Beziehungsreiche Ausstellung im Wiener Theatermuseum Wien
[...] Die ebenso kluge wie plastisch angeordnete Horváth-Ausstellung Ich denke ja gar nichts, ich sage es ja nur ist ein bewegendes Triptychon. [...] Horváths berühmteste Texte für das Theater gleichen Partituren. Typoskriptseiten aus dem Nachlass unterstreichen noch einmal Horváths Modernität...
[...] In der von Peter Karlhuber famos gestalteten, von Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar kuratierten Schau kann man nicht nur Oskars Fleischvitrine aus den Geschichten ... bestaunen. [...] Zur Italienischen Nacht hat man die Bänke einer Murnauer Saalschlacht ineinandergekeilt, Horváths süddeutscher Vita eingedenk. Die havarierte Sitzgruppe gleicht einem erstarrten Caspar-David-Friedrich-Meer, über dem in Minutenabständen Redegeplärr von Hitler ertönt. Die Sichtachse des betreffenden Raums führt zum Modell des Klagenfurter Auditoriums Maximum. Geduldige Späher können den Mitschnitt eines Saalsturms der "Identitären" im Juni 2016 betrachten. Längst haben die Ausläufer von Ödön von Horváths poetischen Krisenbefunden über das Aufblühen des Faschismus unsere Gegenwart erreicht. Dass der Schriftzug der Ausstellung türkis leuchtet, ist bestimmt dem Walten eines besonders blinden Zufalls zu verdanken.
DER STANDARD, Ronald Pohl, 19.3.2018

Sinnlich wie ein Horváth-Drama
[...] Die Kuratoren Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar sind profunde Kenner dieses Dichters, [...]. Besonders hilfreich ist auch die Gestaltung durch Bühnenbildner Peter Karlhuber. Seine Installationen verströmen die Atmosphäre gelungener Horváth-Inszenierungen. [...]
DIE PRESSE, Norbert Mayer, 27.3.2018

Vom Ast bis zum Rummelplatz: Horváth-Schau im Theatermuseum
[...] eine außergewöhnliche Annäherung an den Dramatiker (1901-1938) [...] Garniert ist diese liebevoll gestaltete, begehbare Installation mit zahlreichen Faksimiles unterschiedlicher Stückfassungen, Bühnenbildentwürfe oder anderen Erkenntnissen aus der Horváth-Forschung [...]
APA, 14.3.2018

Perfekt inszenierte Theaterhistorie
[...] Erstmals ist in Wien Ödön von Horváth eine Ausstellung gewidmet, die nicht nur in die literarische Welt des Autors dringt, sondern auch in die Räume seiner Stücke, ins Theater. [...]  Sie lässt damit eintauchen in die unheile Welt der Figuren [...]
KRONENZEITUNG, Thomas Gabler, 17.3.2018

Die Messer gemahnen an den Liebesschwur
Messer, Schweinskopf und Würste erlauben seit [...] Donnerstag ein ungewöhnliches Erlebnis: Während man sich sonst die "gediegene Fleischhauerei" lesend in der Fantasie ausmalt oder auf einer Bühne betrachtet, kann man sie nun betreten. [...] Von drei Theaterstücken hat Bühnenbildner Peter Karlhuber die Spielorte ins Palais Lobkowitz gebaut. Darin vermitteln Requisiten, Videos von vielerlei Aufführungen, Fotos und Dokumente die Denk- und Seelenräume Horváths. [...]
SALZBURGER NACHRICHTEN, Hedwig Kainberger, 16.3.2018

Fluch der Heimat
[...] Es ist höchst verdienstvoll, dass das Theatermuseum an Horváth aus Anlass seines 80.Todestages erinnert und dem Heimatlosen eine Art Heimat gibt – gerade hier, in einer der Hauptstädte des deutschsprachigen Theaters. Eine andere ist Berlin. Gäbe es hier eine vergleichbare Institution, sie müsste sich um die Übernahme der Ausstellung reißen... [...]
DER TAGESSPIEGEL, Bernhard Schulz, 9.4.2018

Den Balkon des Zauberkönigs gibt es immer noch
[...] Anhand drei seiner bekanntesten Theaterstücke [...] führt die Wiener Ausstellung in Leben, Werk und Motivwahl des Dramatikers Horváth [...]. Sie tut das sehr konzentriert, indem sie mit wenigen Requisiten eine dichte Atmosphäre schafft und den Besucher mit Hinweisen auf den zeithistorischen Hintergrund und werkbiographischen Details zu interessieren versteht. [...] so lebendig und facettenreich, wie Horváth hier in Wien präsentiert wird, hat man ihn lange nicht vorgeführt bekommen. Die deutschsprachigen Bühnen, [...], könnten sich von dieser Ausstellung allerlei Aufregendes abschauen und erzählen lassen.
FAZ, Simon Strauss, 18.5.2018

Gebrochene Flügel, zerschlagene Bierkrüge
[...]  Neben zeitgenössischen Ausstellungsobjekten faszinieren hier vor allem die Videoeinspielungen von Aufführungen aus mehreren Jahrzehnten. Von Michael Kehlmanns Sicht aus den 1950er Jahren über Christoph Marthaler in den 1990ern bis hin zu Frank Castorfs aktueller Interpretation werden unterschiedliche Zugänge gezeigt. Erstaunlich, wie leicht sich seine Stücke über die Zeitenläufe hinweg aktualisieren lassen - und die Figuren einen immer wieder berühren.
WIENER ZEITUNG, Petra Paterno, 18.5.2018

Der Sound des Kleinbürgertums
[...] „Ich denke ja garnichts, ich sage es ja nur“ reiht sich konsequent in die 2006 begonnene Serie an Literaturausstellungen des Theatermuseums und sticht doch als die bislang in Inhalt und Umsetzung wohl stimmigste aus dieser hervor. Einmal mehr wird [...] auf inhaltlich überraschende und gestalterisch eindrückliche Weise auf gesellschaftliche, thematische, sprachliche, aber auch persönliche Nahbezüge zwischen literarischem Schaffen, Arbeiten für das und über das Theater sowie zeitgenössische Rezeption und bis heute gültige Relevanz eingegangen. [...] Gekonnt gelingt es den KuratorInnen, die Bandbreite an zentralen Motiven, die das Werk Horváths durchziehen, an drei Stücken und drei Themenkomplexen festzumachen und bei aller Vielfalt fassbar und griffig aufzubereiten. [...]
WINA das jüdische Stadtmagazin, Angela Heide, Mai 2018

Die Welt, in der er lebte
[...] Theater ist (oder sollte sein) ein sinnliches Ereignis. Im Fall von Ödön von Horvath „spielten“ die meisten und die besten seiner Stücke in der Welt, in der er lebte. Das hat Bühnenbildner Peter Karlhuber „inszeniert“. Es ist eine der spannendsten Ausstellungen, die man derzeit sehen kann. [...] die Vitrinen enthalten viel Wichtiges zu Horvaths Zeit und seinem Leben, [...]. Dass man in die zwanziger, dreißiger Jahre regelrecht „mitgenommen“ wird, das hat man so kaum erlebt.
DER ONLINE MERKER, Renate Wagner, 17.3.2018

Die Welt hat sich gedreht.

Neue Texte zu Horváth.

Begleitprogramm

Bühnenbildentwurf zur Uraufführung von "Kasimir und Karoline" von Caspar Neher (1897-1962), Leipzig 1932

Katalog

€ 35,- (inkl. MwSt.)
ISBN-Nr: 978-3-99027-220-6

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